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Strahlungswunde Tschernobyl
Aktuelle Gefahren des Unglücksreaktors
Ein Artikel von RIA NOWOSTI
Online seit 26.04.2006 12:00 Uhr
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Hubschrauberansicht des 3. und des zerstörten 4. Block des KKW Tschernobyl. September 1986
© Russian Research Centre Kurchatov Institute
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Der fertiggestellte Sarkophag im Winter 1987
© Russian Research Centre Kurchatov Institute
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Von Prof. Dr. sc. Alexander Borowoi,
Russisches Forschungszentrums "Kurtschatow"-Institut
(Borowoj ist auch ordentliches Mitglied der New Yorker Wissenschaftsakademie und IAEO-Experte für Strahlungshavarien; das Kurtschatow-Institut war Zentralhirn der sowjetischen Atomindustrie und nimmt weiterhin den führenden Platz im Forschungsbereich ein)
Auch 20 Jahre danach ist diese Strahlungswunde noch immer nicht vernarbt. Nach wie vor stehen tausende von Quadratkilometern in der Ukraine, Weißrussland und Russland leer. Dieses Territorium ist für Leben und Wirtschaft weiterhin nicht brauchbar. Zehntausende von Menschen, die von der Strahlungsgefahr aus ihren Häusern geflüchtet waren, können immer noch nicht in ihre Heimatorte zurückkehren.
Im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine ist noch nicht alles in Ordnung. Für den unseligen Reaktorwrack soll ein neuer Sarkophag gebaut werden. Erst dann wird die Tschernobyler Wunde zusammenziehen können. Wir Physiker aus dem „Kurtschatow“-Institut reisen schon seit 20 Jahren aus Moskau nach Tschernobyl und befassen uns gemeinsam mit ukrainischen Kolleginnen und Kollegen mit der Sicherheit der atomaren Zeitbombe.
Vor einigen Jahren wurde der Schutzmantel frisch gestrichen. Lebensfreude strahlt aber der Sarkophag dadurch nicht aus. Jedes Mal, wenn ich mich ihm nähere, wird es mir unbehaglich zumute. Es handelt sich um ein r-förmiges Bauwerk aus Stahl und Beton so hoch wie ein 20-stöckiges Haus, das auf einer Fläche von 200 x 200 Meter steht. Die absolute Dunkelheit drinnen verbirgt rund ein Tausend teilweise völlig zerstörter Räume.
In vielen dieser Räume steckt der tödliche nukleare Brennstoff, der von der Explosion aus dem Reaktor rausgeworfen wurde. Unter der Hülle befinden sich rund 180 Tonnen davon, was 17 Millionen Curie entspricht. Und sie können mit dem radioaktiven Brennstoffstaub außerhalb der Hülle gelangen. Er wird oft auch „Plutoniumstaub“ genannt, weil er unter anderen Radionukliden auch Plutoniumisotope enthält, deren Zerfall Jahrtausende dauern kann.
Nach dem GAU ging der Staub auf den Fußboden der Räume nieder, er bedeckte die zerstörten Konstruktionen und drang in die Wände und Decken ein. Ein Teil davon hängt als Aerosole in der Luft. Stürzen die Deckenkonstruktionen der Schutzhülle ein, könnte der Staub hinausgeworfen werden.
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Quelle:
Prof. Dr. sc. Alexander Borowoi, Kurtschatow-Institut
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