Moskau/Russland - Wie sich herausstellt, gelingt es Präsident Wladimir Putin in den sechs Jahren seiner Amtszeit am wenigsten, die Arbeit seiner Unterstellten zu organisieren, schreibt die Tageszeitung "Wedomosti" am Montag. Alles muss er selbst machen. Nach Ansicht von Experten ist es sinnlos, die Macht an einen Nachfolger weiterzugeben, ohne dieses Problem gelöst zu haben. Der Nachfolger könnte damit überfordert sein.
Von Journalisten, die anlässlich des 15. Jahrestages der Gesamtrussischen Staatlichen Fernseh- und Hörfunkgesellschaft in die Präsidentenresidenz nach Sotschi eingeladen wurden, danach gefragt, ob er sich mit seinem Wunschnachfolger festgelegt hat, erwiderte Putin: "Ich überlege das seit 1999, jedenfalls seit den Präsidentenwahlen 2000."
Die Bürger wollen aber hartnäckig gerade Putin im Präsidentenamt sehen: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentr im Mai würden heute 33 Prozent der befragten für ihn stimmen. Den Kommunistenchef Gennadi Sjuganow würden vier Prozent sowie die potentiellen Nachfolger Putins, Dmitri Medwedew und Sergej Iwanow, jeweils zwei und ein Prozent unterstützen.
"Natürlich wird das Rating des Wunschnachfolgers wesentlich wachsen, sobald der Präsident seinen Namen nennen wird, das wird aber kaum ausreichen, um die Präsidentenwahlen locker zu gewinnen", meint der Politologe Alexej Makarkin aus dem Zentrum für politische Technologien.
Nach seiner Ansicht hat es heute keinen Sinn, den Namen des Nachfolgers Putins zu erraten. "Der Präsident hat zu verstehen gegeben, dass er seine 2. Amtszeit bis zum Schluss ableisten wird. Sollte er heute jemanden öffentlich unterstützen, wäre das ein ernsthafter Startvorteil, zugleich aber auch ein Zeugnis der Abschwächung der Positionen des Präsidenten."
Ein anderes Problem besteht in der Besonderheit des von Putins errichteten Systems, bei dem er die einzige Entscheidungszentrale ist, so der Experte. "In diesem Fall entsteht die Frage: Wird es der Nachfolger selbständig leisten - oder wird Putin nach dem Abdanken die Macht in seinen Händen behalten." (MF)
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