Heiler - Test bei den Basler PSI Tagen
06.12.2004 12:41 Uhr
Basel - Für Aufsehen bei den 22. Basler PSI - Tagen sorgten mehrere Live-Tests, bei denen Heiler unter Aufsicht von Ärzten und Wissenschaftlern zeigen wollten, was sie können. In einem „48-Stunden-Test“ kümmerten sich zwölf erfahrene Heiler zwei Kongresstage lang um 63 Patienten, die seit mindestens einem halben Jahr unter andauernden Schmerzen leiden. Von 51, die am letzten Kongresstag einen vorbereiteten Fragebogen abgaben, konnte zwar keiner berichten, er sei vollständig schmerzfrei geworden. Doch bei acht hatten die Schmerzen immerhin „erheblich“ nachgelassen, bei weiteren 15 „ein wenig“. Darüber hinaus bezeichneten sieben Patienten ihren allgemeinen Gesundheitszustand nun als „viel besser“, weitere 19 als „etwas besser“ als zwei Tage zuvor – beachtlich nicht nur wegen der kurzen Behandlungsphase, sondern auch im Hinblick auf die ungünstigen Testumstände. (Nur für wenige Patienten stand ein separater Behandlungsraum zur Verfügung, und keiner konnte sich während der Sitzungen hinlegen.)
Messungen von Hirnströmen, Herzrhythmus und Temperaturveränderungen auf der Hautoberfläche deuteten darauf hin, dass Heilintentionen „ankamen“ – auch aus mehreren Metern Distanz und selbst bei „verblindeten“ Versuchspersonen, die im Ungewissen darüber gelassen wurden, ob und wann sie „behandelt“ wurden. In einem Test zur „Psi-Diagnostik“ erhielten fünf Heiler jeweils ein Porträtfoto eines Patienten, dessen ärztlicher Befund vorlag; sie trauten sich zu, hellsichtig herauszufinden, was dem Betreffenden fehlte – obwohl sie ihm nie zuvor begegnet waren. Zwar tippten vier Heiler daneben. Ein fünfter jedoch beschrieb, nachdem er sich in Trance versetzt hatte, nicht nur das vorliegende Leiden „seines“ Patienten präzise, sondern traf auch die Diagnose aller übrigen vier; deren Fotos waren ihm in einem versiegelten Umschlag überreicht worden, den er ungeöffnet liess. „Eine phänomenale Leistung“, befand der Basler Internist Dr. Beat Schaub, Leiter eines eigens für die Psi-Tage zusammengestellten Ärzteteams. „Wir stehen vor einem Rätsel.“
Eine Reihe von Tests zielte auf den Nachweis, dass über „geistige“ Heilkräfte nicht bloss ein paar Ausnahmetalente verfügen, sondern womöglich jeder von uns. So wurden 1200 Besucher aufgefordert, von ihren Plätzen aus eine Versuchsperson „anzuregen“, die unterdessen auf der Saalbühne sass – und an ein EKG-Gerät angeschlossen war, das sechs Minuten lang ihre Pulsfrequenz mass. Ein Würfel entschied, in welcher dieser sechs Minuten die geistige „Erregung“ stattfinden sollte. Obwohl die Versuchsperson nicht wusste, auf welche Zahl der Würfel fiel, zeigte sich im EKG deutlich eine physiologische Erregung in der festgelegten Minute – der Puls erhöhte sich um 23 Prozent –, aber weder zuvor noch danach. Anschliessend sollte das Publikum unter sechs nebeneinandersitzenden Freiwilligen eine geistig „erreichen“, die zuvor ohne ihr Wissen per Würfel ermittelt wurde; erstaunlicherweise berichtete anschliessend allein die Zielperson, sie habe sich schlagartig „tief entspannt“ gefühlt.
Mit einer Infrarotkamera wurde überprüft, ob das Publikum „geistig“ zwei Patienten auf der Bühne beeinflussen kann. Nach fünfminütiger „Fernbehandlung“ hatte sich das Wärmebildprofil beider Versuchspersonen deutlich verbessert – ein Effekt, der sich nicht auf zeitweilige Entspannung oder Begleitumstände der Testsituation zurückführen lässt, wie der Arzt und Thermografie-Experte Dr. Klaus-Peter Schlebusch aus Essen erläuterte.
Im Mittelpunkt eines Pflanzenexperiments standen Kressesamen: Am Vorabend des Kongressbeginns waren sie derselben Packung entnommen und gleichmässig auf zwei Pflanzschalen verteilt worden, die von da an zu denselben Zeitpunkten mit der gleichen Menge Wasser getränkt wurden. Während der Psi-Tage standen beide Schalen nebeneinander in einer gläsernen Vitrine im Foyer des Kongresszentrums. Alle Besucher wurden aufgefordert, die Kresse in der rechten Schale „durch liebevolle Gedanken rascher keimen und wachsen zu lassen“, die linke Schale hingegen nicht zu beachten. Nach drei Tagen fiel mit blossem Auge ein deutlicher Unterschied auf: Die „behandelten“ Kressesprösslinge überragten die Kontrollpflänzchen im Durchschnitt um einen halben Zentimeter.
„Natürlich genügen solche Live-Versuche keinen höheren wissenschaftlichen Ansprüchen“, räumen die Veranstalter an. „Immerhin deuten sie aber auf Phänomene hin, die eine eingehendere Untersuchung unter streng kontrollierten Bedingungen verdient hätten.“
(Ler)
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