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 Rubrik: Spezial

Hexenkulte als Ideologie für Teenager
27.09.2005  10:45 Uhr



Württemberg / Deutschland – Besonders in Deutschland interessieren sich immer mehr Teenager für Magie und Hexenkult. Viele Anhänger von Hexenzirkeln jagen arglosen Waldspaziergängern einen Schrecken ein, tanzen nackt bei Mondenschein oder Regen und rufen nach ihren Göttern. Jugendliche werden immer häufiger von Naturkulten und Zaubersprüchen, im wahrsten Sinne des Wortes, magisch angezogen. Nicht nur die jungen Generationen geben sich dem Treiben hin, auch ältere Menschen finden ihren Glauben an die Macht der Magie, gaben nun Expertenmeinungen preis.

Der Weltanschauungsbeauftragte Hansjörg Hemminger von der Evangelischen Landeskirche Württemberg sagt hierzu: "Es besteht eine Verfügung über eine erheblichen Dynamik in der Hexen-Szene." Gleichzeitig sei sie ziemlich vielschichtig und reiche von Girlie-Hexen bis zu verschwiegenen sogenannten Wicca-Covens (Wicca-Coven = altenglisch für Hexen-Zirkel. Fachleute sprechen hierbei von einem Neuheidentum. Ihre Anhänger sammeln sich in Unionen wie zum Beispiel der "Pagan-Federation" oder dem "Steinkreis".

Die "Hohepriesterin" eines Hexenzirkels in Berlin, Maddalina, ist Teil dieser Bewegung, und will ihren richtigen Namen nicht preisgeben. Die heute 44 jährige erzählt: "Ich begann vor über 15 Jahren mich mit Wicca zu beschäftigen und suchte ein Jahr nach Gleichgesinnten, und heute findet man viele Hexen über das Internet." Die Insiderin schätzt, dass sich die Zahl der Hexenzirkel mehr als vervierfacht hat und deren Mitglieder kann sie jetzt schon nicht mehr überblicken. Es sollen einige hundert Wiccas in Deutschland geben.

Maddalina hält nichts von einem Run der Teenager auf Hexenkulte, erhält aber mittlerweile E-Mails von 13 bis 14 Jahre jungen Menschen. Alle wollen Hexen werden, aber sie lässt sie abblitzen. Ihr eigener Hexenzirkel besteht aus nur 8 Mitgliedern und den gibt es schon längere Zeit. Das jüngste Mitglied ihres Zirkels ist 25 Jahre alt. Die Teenager erhalten ihre Tipps mittlerweile nicht mehr von den Zirkeln direkt, sondern sie holen sich ihre Informationen vorwiegend von den Medien. TV-Serien wie "Charmed" oder "Sabrina", aber auch Bücher wie "Die Hexenwerkstatt", bzw. "Das Buch der Schatten" verbuchen satte Gewinne.

Bei dem Hexencomic "W.I.T.C.H" kommt das zusätzliche Problem auf, dass Fiktion einfach als Realität ausgelegt wird. In der Bildgeschichte werden zum Beispiel, Novizen mittels eines Liebeszauber der Schüchternheit beraubt oder Schulproblemen durch Beschwörungsformeln gelöst.

Maddalina sagt, dass ihr Zirkel aus Heiden bestehe, die an die Macht der Magie glauben. Der Hexenzirkel ist mehrere Male im Jahr in den Berliner Wäldern anzutreffen, wo sie dann nackt im Kreis stehen und den Lichtgott Baldur rufen. Der Wunsch nach einen guten Job, oder eine Wohnung mit Balkon, lässt den Beweggrund hierfür beinahe als banal erscheinen.

Ältere Frauen suchen solche Zirkel meist aus ökologisch-feministischen Gründen auf, während Teenager ihre Ideologien darin suchen, die sie in der Gesellschaft immer weniger finden. Nach Ansicht der Experten haben die meisten Hexen-Zirkel nichts mit schwarzer Magie am Hut und unterscheiden sich vom Ethischen her von den Satanisten. Laut Sektenfachmann Hemminger gibt es Hinweise darauf, dass es auch viele Zirkel gibt, die im Dunkel ihr Unwesen treiben und eher geheim walten. Hemminger sagt hierzu: "Da weiß man nicht, was die so machen." Außerdem wäre er besorgt darüber, dass der Kult um die Wicca-Covens ein für das Leben bestimmendes Maß annimmt, zumal er sie für eine Art individuelles "Krisenbewältigungsmodell" ansieht. Maddalina meint hierzu, dass sie harmlos wären. Schließlich schaden sie mit ihrem Glauben niemanden. Sogar der Berliner Förster stimme dem zu und erlaubt die Aktivitäten auf seiner Waldlichtung zu.

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Quelle:
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Archiv: Hexe auf Besen vor einem Vollmond
© MF

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