England / Australien - Einige Wissenschaftler sind zu der Ansicht gekommen, dass der Homo floresiensis, oft auch als Hobbitbetitelt, nicht unbedingt das ist wofür er von vielen gehalten wird. Die Knochen des Homo floresiensis wurden im Jahr 2003, während einer Grabung bei Liang Bua, in einer Kalksteinhöhle tief im Dschungel der Insel Flores ausgegraben.
Die Analysen ließen auf ein Alter von 18.000 Jahren schließen. Bei weiteren Grabungen wurden die Überreste von fünf bis sieben weiteren Individuen gefunden, wobei die jüngsten 13.000 Jahre, die ältesten 94.000 Jahre alt waren. Alle hatten, trotz des Erwachsenenalters, nur eine Größe von knapp einem Meter.
Die Anthropologen Peter Braun, Mike Morwood und einige andere Forscher schlossen aus dem Fund, dass sich der Homo erectus, als Resultat der Isolation und der begrenzten Nahrung auf der Insel, zu dem kleinwüchsigen Homo floresiensis weiterentwickelt hat.
Zunächst wurde diese Theorie, als durchaus schlüssig akzeptiert, doch dann begannen einige Wissenschaftler die Theorie zu hinterfragen. Manche Forscher sind zu der Ansicht gelangt, dass das auf der indonesischen Insel Flores gefundene ca. 1m große Frauenskelett, nicht auf eine sich aus dem Homo erectus isoliert entwickelte Rasse schließen lässt, sondern das der Homo floresiensis lediglich ein "erkrankter" moderner Mensch war
Teuku Jacob, der Bezug auf die gefundenen zwergwüchsigen Überreste nimmt, geht davon aus, dass es wahrscheinlicher ist, dass die Größe des Homo floresiensis, durch eine Rückbildung des Gehirns oder einfach durch einen genetisch bedingten Zwergwuchs zu begründen ist. Nach den ersten Veröffentlichung seiner Theorien, fingen auch andere Wissenschaftler an, an der "Isolations-Theorie" zu zweifeln und stützten die Vermutungen Jacobs.
Professor Bob Martin, der die ursprünglichen Funde und Theorien erneut untersuchte deutete an, dass das Gehirn des Homo floresiensis "beunruhigend" klein gewesen wäre und einer biologischen Regel widerspricht, welche besagt: Bei einer Halbierung der Körpergröße, wird die Größe des Gehirns nur um 15% verringert.
Unter der Annahme, dass der Homo floresiensis eine Art geschrumpfte Form des Homo erectus war, verwendete Professor Martin dieses Gesetz, um herauszufinden, wie groß das Gehirn des Hobbits gewesen sein müsste. Beginnend mit einer Größe von 1.75m und einem Gehirnvolumen von 990 Kubikzentimeter des Homo erectus, verwendete Professor Martin eine Standardskalierungsformel, um zu errechnen, wie hoch das Gehirnvolumen bei einer Gesamtgröße von 1m sein müsste. Das Ergebnis besagte, dass das Gehirn ungefähr ein Volumen von 750 Kubikzentimeter aufweisen müsste. Allerdings betrug die Gehirngröße der gefundenen Homo floresiensis nur 400 Kubikzentimeter, was im Widerspruch zu der Annahme steht, dass er sich aus dem Homo erectus entwickelte.
Dennoch argumentierten die Forscher, welche die Ausgrabungen bei Liang Bua durchgeführt haben, dass bei der Entwicklung auch unbekannte Faktoren eine Rolle gespielt haben könnten. "Wenn Tiere auf einer Insel, sich komplett abgeschnitten von der Außenwelt entwickeln, dann können schon seltsame Sachen dabei herauskommen", scherzte Mike Morwood von der Universität von New-England, Australien.
Ein anderes "Beweisstück", widerspricht ebenfalls der Standardtheorie. Herbei handelt sich um einen genetisch defekten, missgebildeten Schädel aus der anatomischen Sammlung der London's Royal College of Surgeons, der dem Hobbit-Schädel verblüffend ähnlich ist und auch im Gehirnvolumen mit dem Schädel des Homo floresiensis übereinstimmt.
Den Argumentationen der Zweifler zum Trotz, beharren die Befürworter der ursprünglichen Theorie, auf ihren Standpunkt: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Homo floresiensis ein krankes Volk waren, eine Art Aussätzigenkolonie, ist wirklich verschwindend gering."
Um ihren Standpunkt wieder zu bestärken, hat sich das ursprüngliche Team daran gemacht, weitere Überreste des Homo floresiensis auszugraben und untersuchen zu lassen.
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