
Der Rote Plante - Mars. In Zukunft von Menschen besiedelt?
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Ein zugefrorener See auf dem Mars
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Bislang untersuchen nur Roboter den Mars.
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In nicht allzuferner Zukunft werden Menschen den Mars erforschen.
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Die Erde. Kann man den Mars mit Terraforming wie eine Erde gestalten?
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Der Mars galt schon immer als der sonderbarste Planet in unserem Solarsystem. All die ganzen Science-Fiction-Geschichten die sich um ihn und seinen grünen Schleimbewohner ranken, wurden unlängst von realistischeren Gedanken abgelöst. Die Invasion vom Mars, eine Klassiker des Sciencefiction, wurde verdreht, denn eine Invasion zum Mars wird kommen.
Wie zuvor ausgeführt, wird in geraumer Zeit die erste Mondbasis errichtet werden. Wann und durch wen ist nicht absehbar. Lediglich, daß es geschehen wird, steht außer Frage. Durch die gewaltige Bevölkerungsexplosion, aber auch durch irreparable Umweltschäden, wird sich der Mensch nach neuem Lebensraum und neuen Rohstoffquellen irgendwann einmal umsehen müssen. Was bietet sich besser an, als den großen Schritt herüber zu unserem Bruder Mars zu wagen?
Es mag absurd klingen zu behaupten, der Mensch müsse in das All auswandern, um seine Rasse zu erhalten. Doch auch wenn die Erde nicht durch eine Übervölkerung und Umweltschäden zu einem mehr als unliebsamen Lebensraum wird, so beweist die Geschichte des Menschen bzw. des Lebens an sich, daß Evolution, Expansion und Überlebenswille zusammengehören. Und da wir bzw. die Menschheit vor dem unabänderlichen Faktum steht, daß in rund 4,5 Milliarden Jahre unsere Erde definitiv nicht mehr existieren wird, muß, wenn es dann noch Menschen gibt, unsere Spezies ausgewandert sein. Doch es sind Milliarden Jahre bis zu jener epochalen Phase des Sonnensystems, in der sich die Sonne aufbläht und die Planeten verschlingt.
Bevor überhaupt an eine gesicherte Kolonie auf der Marsoberfläche gedacht werden kann, wird auf dem Mond schon lange ein Forschungsbasis errichtet worden sein. Auch wird der Mond kaum die neue Heimat für Tausende von Erdbewohnern werden können. Die viel zu geringe Schwerkraft unseres kleinen Trabanten macht dort ein erdähnliches Leben fast unmöglich. Irgendwelche Bauten auf dem Mond zu schaffen, nur weil wir dazu in der Lage sein werden, ist selbstverständlich kein Grund dies auch in die Tat umzusetzen. Warum also sollten wir ein solches Unternehmen in Angriff nehmen?
Wirtschaftlich gesehen hat unser Trabant einiges zu bieten. Nicht nur, daß Marsmissionen und andere Raumflüge von hieraus weitaus kostengünstiger gestartet werden können, sondern auch Rohstoffe finden sich hier in Massen. Das auf dem Mond abgebaute Material wird direkt in die Umlaufbahn geschossen, wo es von Industriehabitate aufgenommen und weiter verarbeitet werden kann. Auch werden mit den gewonnen Rohstoffen weitere Module einer Mondbasis aufgestellt werden können, die somit in ihrem Ausmaßen ständig wächst. Um eine schnelle und sichere Verbindung zwischen den einzelnen Gebäudekomplexen zu gewährleisten, wird eine Tranks-Rapid-Schwebebahn installiert. Leistungsstarke Teleskope und Radioteleskope gehören ebenso zur Mondbasis, wie Start- und Landemöglichkeiten für Raumschiffe und Ackerland unter Kuppeln.
Der Mond wird sich in Zukunft als wichtiger Knotenpunkt zwischen Erde und weiter entfernten Zielen wie dem Mars im All erweisen. Von hier aus starten vorerst unbemannte Container-Shuttle in Richtung Mars. An Bord befinden sich wichtige Materialien und Ausrüstungsgegenstände zum Bau einer Biosphäre auf unserem Nachbarn, sowie Nahrung für die kommenden Kosmonauten und Astronauten. Diese Frachter werden von der Erde, vom Mond oder von einer Orbitalstation, die vermutlich in Höhe eines Lagrange-Punktes (hier hebt sich die Schwerkraft des Mondes und der Erde auf) ihre Bahnen zieht, aus gesteuert und überwacht. Am Ziel angekommen, schwenken sie in eine sichere Umlaufbahn um unseren Roten Bruder, um hier solange zu verharren, bis die ersten Monteure eintreffen. Zugegeben, ein gewagtes Unternehmen, denn die Verluste von Raumsonden, die auf dem Mars landen sollten, sind enorm. Doch die Container sollen ja nicht landen, sie umkreisen den Mars lediglich. Auch ist es vorstellbar, daß sie gar nicht bis zum Mars fliegen, sondern vorher eine Umlaufbahn um die Sonnen einschlagen oder aber, die werden von bemannten Missionen unterwegs eingesammelt.
Dann ist es so weit: Die Creme de lá Creme der irdischen Kosmonauten, die seit Jahren auf ihre Missionen vorbereitet wurden, machen sich auf den Weg zum Mars, um die erste Kolonie der Menschheit auf einem anderen Planeten zu errichten. An ihrem Ziel angekommen koppeln die Astronauten ihr Raumschiff an eine bereits im Marsorbit kreisende Station. Diese Station kann entweder einer dieser Container sein, der Module für Kommunikation und natürlich Wohnmöglichkeiten hat, oder eine bereits bemannte Station. Da bereits lange vor einem solchen gewaltigen Projekt wie die Besiedlung des Mars nach Biosphären-Art Menschen dort waren, ist es wahrscheinlicher, daß dort auch Menschen in einer Raumstation leben werden, wenn der Plan einer Station auf der Oberfläche in die tat umgesetzt werden soll.
Von einer solchen Basis aus werden nun alle weiten Aktivitäten koordiniert. Nach und nach werden die einzelnen Frachtcontainer aufgesucht, um die nötige Ausrüstung zu übernehmen. Dabei ist es vorstellbar, daß man diese Container aneinander koppelt. So entsteht nach und nach ein wachsender Komplex im Marsorbit, der durch Verbindungsschleusen begehbar und nutzbar ist. Die beiden Marsmonde Phobos und Deimos können als weitere Rohstoffquellen zum Bau der Kolonie erschlossen werden. Die Kerne der Trabanten (auch wenn Phobos teils hohl sein soll) bestehen aus Eisen- und Magnesiumsilikaten, die von einer Oberfläche aus losen Aluminium- und Kaliumsilikaten, die sich durch Asteroideneinschläge gelöst haben, überzogen ist. Selbst Wasser könnte hier gewonnen werden, da 20 Prozent der gesamten Masse aus Wasserstoff besteht. Unabdingbar ist mit Sicherheit vor Beginn einer solchen Marsmission eine genaue Bodenanalyse der Monde und natürlich des Mars selbst durch unbemannte Raumsonden. Diese Analysen stellen allerdings kein gravierendes Problem dar, und werden vermutlich schon Jahre vorher abgeschlossen worden sein. (Die Phobos-Mission sollte den Mond Phobos ebenfalls näher untersuchen. Die Folgen sind bekannt) Man denke an die sensationelle Mission Pathfinder mit dem lustigen Rover Surjorner.
Die Biosphäre nimmt nun langsam Formen an, und mögliche Schwierigkeiten, die sich bei den vorherigen Biosphäre-Projekten auf der Erde oder im Erdorbit ergaben, können von vornherein ausgeschlossen werden. Während der Bau dieser Station im vollem Gange ist, werden weitere planetarische Raumfrachter in Richtung Mars gesandt. Nach der Fertigstellung der Grundeinheiten der Mars-Biosphäre erreichen auch die ersten Exobotaniker den Mars. Nach genau vorgegebenen Plänen werden auch in dieser Biosphäre die irdischen Ökosysteme neu angesiedelt. Zu diesem Zweck werden eigens Trägerschiffe mit - möglicherweise genetische veränderten - Pflanzensamen in Richtung Mars geschickt, oder sind schon unlängst dort angekommen. Es ist aber sicher falsch zu denken, die Menschen der Zukunft werden zum Mars fliegen, um dort ein gigantisches Projekt zur Besiedelung zu beginnen. Vielmehr werden schon lange vor der Besiedlung Wissenschaftler dort leben und arbeiten. In Stationen im Orbit ebenso wie auf der Marsoberfläche. Das hier ausgemalte Szenario wird nicht in einem Zuge geplant und realisiert werden, sondern nach und nach entsteht dort eine Biosphäre für zahllose Menschen. Der „Kern“ wird eine dauerhaft bemannte Wissenschaftsstation sein, um die quasi eine Biosphäre wächst. Wenn man an den Actionreißer Total Recol denkt, in dem Arnold Schwarzenegger auf dem besiedelten Mars allerlei Schurken bekämpft, so ist das sicher nicht das Bild, das einer Marsbasis der Zukunft entspricht.
Doch nach der Beendigung dieses einmaligen Unternehmens, hat die Menschheit den gewaltigen Schritt in Richtung „homo cosmicus“ getan. Der Mensch hat seine Heimat verlassen. Vielleicht erweisen sich sogar die heutigen Terraforming-Pläne, wie sie zum Beispiel Johannes von Buttlar in seinem Buch Das neue Paradies (München 1994) beschreibt, oder die immer wieder in Fernsehdokumentationen besprochen werden für den Mars als durchführbar und realistisch. Die Konsequenzen wären gigantisch! Würde dies doch bedeuten, daß der Mensch einen ganzen Planeten nach seinem Willen umgestalten kann, und somit einen für den menschlichen Organismus vertragliche Umwelt schafft.
Terraforming ist aber ein Szenario der Zukunft, welches eine beinahe unlösbare Aufgabe an den Menschen stellt. Aber sollte es gelingen, dem Mars durch Algen, Treibhausgase, Atombomben, Spiegel über den Polen, Bakterien und all die anderen in der Diskussion erwähnten Ideen in einen ohne Biosphäre bewohnbaren Planeten umzuwandeln, so sind die Zeiträume dafür wahrhaft kosmisch! In dem Schocker Alien II zum Beispiel wird der Planet, auf dem eine mehr als unfreundliche Population Aliens lebt, durch „Planetentechniker“ mit Hilfe von „Atmosphärenumwandlern“ für den Menschen lebensfreundlich umgewandelt. „Das dauert Jahrzehnte“, wird der Filmheldin und Alienbekämpferin Rippley gesagt. Das ist mehr als optimistisch; Jahrtausende sind wohl eine realistischerer Rahmen.
Den Mars kolonisieren...nur eine sehr weit hergeholte Utopie einiger weniger Phantasten, oder in ferner Zukunft als Projekt „Erde II“ eine Selbstverständlichkeit, die das Überleben der Menschheit sichert? Ich bin überzeugt, der Mensch wird das All kolonisieren. Ob auf die hier durchaus realistisch ausgedachte Art und Weise, weiß man nicht. Doch zukünftige Generationen werden es als selbstverständlich erachten, eine Postkarte oder Email von den lieben Verwandten vom Mars zu bekommen.
Robert Hutchings Goddard (1882 bis 1945), USA, eine Raketenpionier der ersten Stunde, blickte in die Zukunft als er sagte: "Die Träume von gestern sind die Hoffnungen von heute und die Realität von morgen."
Aus: Fischinger, Lars A.: "Die Götter waren hier!", Joh. Bohmeier Verlag, Lübeck 2001, ISBN 3-89094-336-5
(laf)
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