Über der Milchstrasse treiben Wolken
Ein Artikel von Peer Klose
30.06.2004 10:59 Uhr
Wie Wissenschaftler entdeckt haben, hat die Milchstraße nicht nur eine Atmosphäre, in dieser treiben sogar Wolken. Vom sogenannten HALO, einer gasförmigen Hülle, welche die Milchstraße umgibt, wissen Astronomen schon länger. Nun konnte ein Forschungsteam des US-amerikanischen National Radio Astronomy Observatory unter der Leitung von Jay Lockman zum ersten mal feinere Strukturen in diesem Gasschleier ausmachen. Mit dem Green-Bank-Telescope erstellte Radioaufnahmen zeigten über der galaktischen Ebene schwebende wolkenähnliche Wasserstoffansammlungen. Durch frühere Beobachtungen wusste man bereits von Schwaden neutralem Wasserstoffs die direkt außerhalb der Milchstraße (sozusagen im äußeren Rand) treiben, allerdings waren die älteren Instrumente nicht in der Lage, genauere Details zu offenbaren die geeignet gewesen wären über die Entstehung der galaktischen Gashülle Aufschluss zu geben. Ebenso war es bisher ein Rätsel wie sich das Halo hat bilden können und warum es nicht durch die Einwirkung der Gravitationskräfte schon längst zu einer dünnen Schicht kollabierte. Durch das Hundert-Meter-Radioteleskop war es Lockman und dessen Kollegen nun möglich den Aufbau der Hülle detaillierter zu bestimmen. Demnach ist das Halo aus Wasserstoffwolken aufgebaut, die 50 bis 100 Sonnenmassen umfassen und durchschnittlich 100 Lichtjahre groß sind und ist nicht, wie ursprünglich angenommen, ein formloser Nebel. Die Ergebnisse des Teams liefern auch erste Hinweise zur Geschichte des Halo, denn es wurde deutlich das die Wolken der galaktischen Rotation folgen, wodurch klar zu sein scheint das es sich bei den Wasserstoffwolken um Materie handelt die aus der Milchstraße selbst stammt und auf Supernova-Explosionen zurück geht. Aus dem Intergalaktischen Raum auf die Milchstraße zustürzende Gasmassen würden sich, laut Jay Lockman, anders verhalten. Unbekannt ist bis jetzt allerdings was mit Wasserstoff der Hülle geschieht. Entweder es entkommt der Gravitation und verschwindet in den weiten des Alls oder es kehrt als Teil eines galaktischen Kreislaufs in die Milchstraße zurück. Antworten auf diese Fragen erhofft man sich von weiteren Studien, die zur Zeit laufen.
(Per)
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